Die alte Elisabeth lebt seit einigen Monaten im Altenheim. Durch ihren Umzug,
musste sie ihr kleines geliebtes Haus mit dem wilden Garten zurücklassen.
Ihre Tochter Frauke meinte, dass es besser für sie sei. Als ob Frauke wüsste,
was für sie am besten ist. Und jetzt auch noch der gemeinsame Urlaub mit Frauke
und ihrem Schwiegersohn Wolf-Günter, der doch immer so stinklangweilig ist.
"Du kommst auch mal raus aus dem Altenheim", hatte ihre Tochter bei der Abfahrt gesagt.
Als ob Frauke immer alles besser wüsste. Aber nicht mit ihr, denn jetzt ist Schluss
mit Fraukes Besserwisserei! „Ich hab keinen Bock!“, grummelt Elisabeth in ihre ihr Gesicht stützende Hand. Doch das Gemecker hilft nicht. Wolf-Günter fährt sie schon auf ihrem Rollstuhl die Rampe zur Helgoland hoch, so heißt die Fähre, die sie auf die gleichnamige Insel bringt. Warum verstehen die nicht, wie schrecklich es ist, durch die Gegend geschoben zu werden. Noch dazu wird immer ausgerechnet dort angehalten, wo es weiß Gott am langweiligsten ist. „Bla bla, hier war mal das, bla bla, wie schön, bla blaaaarg!“, denkt sich Elisabeth.
(1. Seite im Wimmelbuch - Hummerbuden)
Auf Helgoland angekommen, schieben Frauke und Wolf-Günter Elisabeth am Hafen entlang zu den Hummerbuden. „Hier konnte man früher…“, beginnt Wolf Günter zu erzählen. „Pah, früher!“, denkt sich Elisabeth und murmelt: „Ich zeig euch mal, was man hier heute machen kann!“. Elisabeth nutzt die Gelegenheit und hakt sich mit ihrem lila Regenschirm an einem vorbeifahrenden Elektroauto ein. Schwupp, ist das schnell!
Frauke und Wolf-Günter sprinten hinterher, doch Elisabeth ist schneller und schon längst um die Ecke gebogen. (Bitte umblättern)
(2. Wimmelseite - Lange Anna)
Da geht die Suche los. Wo ist Elisabeth bloß hin? Frauke macht sich große Sorgen um ihre Mutter, die doch alleine nicht zurechtkommt und womöglich ihre Tabletten vergisst. Verzweifelt laufen sie und Wolf-Günter die ganze Insel ab, welche mit ihren zwei Kilometern Länge und bis zu 600 Metern Breite doch größer ist als gedacht. Schon ganz aus der Puste, laufen die beiden den Lummenfelsen ab, aber noch immer keine Spur von Elisabeth. Hihi, könnt ihr sie sehen? Sie hat sich hinter einem Schaf versteckt.
"Grüß Gott die Dame", hört Elisabeth eine Stimme hinter sich. Sie dreht sich um und sieht eine kleine Schildkröte, die an einer Leine einen alten Opi befestigt hat. „Darf ich mich vorstellen?“, beginnt der Opi, „Mein Name ist Molch, Ludewig der Vorname. Sie sind mir schon bei den Hummerbuden als außerordentlich flotte Dame aufgefallen. Darf ich sie auf ein Gläschen Wein einladen?“. Der ist aber putzig, denkt sich Elisabeth. „Gerne, lassen sie uns gehen“, erwidert Elisabeth leicht errötet. (Bitte umblättern)
(3. Wimmelseite - Landungsbrücken)
„Ich residiere im Hotel Goland. Auf der Terrasse ist es am Abend besonders schön. Wir können Ihren Rollstuhl im Hinterhof parken“, erzählt Ludewig weiter. Bei einem Glas Rotwein auf dem Balkon beeindruckt Ludewig Elisabeth mit seinen spannenden Geschichten von früher, als er noch Fahrer bei der Wuppertaler Schwebebahn war. Dabei lächelt er Elisabeth zwischendurch mit einem lieben Kompliment an.
Frauke und Wolf-Günter rufen derweil nach Elisabeth. Könnt ihr sie sehen?
„Mensch, sie ist einfach nicht zu finden. Lass uns morgen bei den Helgoländer Kleingärten im Oberland weitersuchen, sie mag doch Gärten so sehr“, sagt Frauke geknickt. (Bitte umblättern)
(4. Wimmelseite - Kleingärten im Oberland)
Am nächsten Tag suchen Frauke und Wolf-Günter die Kleingärten nach Elisabeth ab.
Elisabeth sitzt auch tatsächlich mit Ludewig und der kleinen Schildkröte in dessen Schrebergarten beim Tee. Die beiden haben sich eine Menge zu erzählen. „Du erinnerst mich an meinen ersten Schwarm“, sagt Elisabeth ganz verzückt. Was für ein toller Mann denkt sie sich, denn auch die vorbeilaufenden Frauen scheinen Ludewig äußerst attraktiv zu finden. „Weißt du was Elisabeth? Wenn du möchtest, zeige ich dir den für mich schönsten Platz auf Helgoland: den Strand der schönen Nebenlinie Düne“, schlägt Ludewig vor. „Sehr gerne“, freut sich Elisabeth und die beiden machen sich auf den Weg. (Bitte umblättern)
(5. Wimmelseite - Düne)
„Wie schön es hier ist“, freut sich Elisabeth. In dem klaren, türkisblauen Wasser können sie eine Robbe beim Schwimmen beobachten. „Hier könnte ich ewig mit dir bleiben, Ludewig!“ ruft sie glücklich. Derweil kommen auch Frauke und Wolf-Günter auf der Düne an. „Wo ist sie nur? So langsam mache ich mir wirklich große Sorgen, Wolf-Günter“, murmelt Frauke verzweifelt. „Ach, guck mal dahinten, bei dem alten Mann mit der Goldkette und der Schildkröte“, ruft Wolf-Günter plötzlich. Als sie das Gespann entdeckt, beginnt Frauke wieder zu strahlen. „Hallo Kinder“, ruft Elisabeth vergnügt, „darf ich euch Ludewig vorstellen?“. „Das ist Frauke und ganz exklusiv ihr Ehemann, Gefährte und Geschichtslehrer, Wolf-Günter“, erzählt sie Ludewig zugewandt. „Ah, du hast von ihm erzählt, der langweil… lang… lange erwartete Schwiegersohn. Sehr erfreut!“, erwidert Ludewig.
„Wisst ihr was? Lasst uns alle gemeinsam am Abend grillen. Wir sind auf dem Zeltplatz auf der Bühne“, schlägt Frauke erleichtert vor. (Bitte umblättern)
(6. Wimmelseite - Zeltplatz)
Am Abend bei Tisch ist Frauke glückstrahlend, denn sie hat ihre Mutter lange nicht so glücklich gesehen. Ludewig ist nun wirklich ein netter Kerl. Selbst Wolf-Günter hat ein breites Grinsen im Gesicht, wo er doch endlich mal Zeit alleine mit seiner Frauke hatte. Es wird ein langer Abend, bei dem sich die Vier ausgelassen bei Kerzenschein und gutem Essen unterhalten. (Bitte umblättern)
(7. Wimmelseite - Hafen)
Am nächsten Tag schlendern alle gemeinsam zum Hafen, denn heute geht es zurück nach Hause, die Helgoland wartet schon. Doch als Frauke und Wolf-Günter sich von Ludewig verabschieden wollen, ergreift Elisabeth das Wort: „Frauke, ich werde mit Ludewig hier auf Helgoland bleiben. Wir tun uns gut und wir mögen uns. Ich bin hier frei und glücklich!“ „Mama!“, beginnt Frauke, doch dann hält sie inne. „Wenn du das möchtest, unterstütze ich dich“, so Frauke weiter, „und wir besuchen euch so oft wie möglich“. Beide fallen sich in die Arme und drücken sich so fest, wie sie es früher immer getan haben.
Eine weitere Geschichte von Elisabeth gibt es im Cuxhaven Wimmelbuch.
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